Im Großen Saal Mozarteum begeisterte Streichersolist und „Spallenmann“ Sergey Malov im Zusammenspiel mit der Philharmonie Salzburg unter Elisabeth Fuchs auf dem wieder entdeckten Violoncello da spalla und mit einem leidenschaftlichen Tschaikowsky-Violinkonzert.
Eröffnet wurde der außergewöhnliche Konzertabend im Großen Saal des Salzburger Mozarteums mit einem raumfüllenden Anzünder aus dem Bereich der Minimal Music: der anspruchsvollen Fanfare „Short Ride in a Fast Machine“, gefolgt von dem lebendigen, spritzigen Foxtrott „The Chairman Dances“. Beide Werke entstammen der Feder des zeitgenössischen amerikanischen Komponisten John Adams und bestachen mit intensiven, durchgehenden Rhythmen, antreibenden Tempi und durchlaufenden Motiven.
Kontrastiv dazu folgte Joseph Haydns heiteres, spätbarock anmutendes Cellokonzert Nr. 1 in C-Dur mit kleinem Orchester und dem aus St. Petersburg stammenden Solisten Sergey Malov, der seinen Part auf dem Violoncello da spalla spielte – jenem Instrument, auf dem wahrscheinlich Johann Sebastian Bach seine Cellosuiten selbst gespielt hat. Die etwa 60 cm lange „Spalle“ wird in Armhaltung oder an einem um den Hals hängenden Gurt gespielt, hat im Gegensatz zum herkömmlichen Violoncello fünf Saiten und wird in Quintabständen gestimmt. Lange Zeit war das Instrument in Vergessenheit geraten, dabei erzeugen die Saiten der Viola pomposa, wie das Instrument auch genannt wird, einen besonders weichen, warmen, cellotypischen Ton.
Der von Sergey Malov gefühlvoll auf dem umgehängten Violoncello da spalla vorgetragene Haydn fand bei dem interessierten, von dem ungewöhnlichen Anblick faszinierten Konzertpublikum großen Anklang, sodass es schon nach den ersten beiden Sätzen spontanen Zwischenapplaus gab und noch vor der Pause nach einer Zugabe geklatscht wurde.
Seine Virtuosität auf der Geige bewies Malov, der sowohl das Violoncello da spalla, als auch die Violine, die Viola und die Barockvioline beherrscht und unter anderem Mozart- und Paganini-Preisträger ist, in der zweiten Hälfte des Konzerts, als er, nun begleitet vom großen Orchester der Philharmonie Salzburg, mit viel Tiefe und großer Präzision Tschaikowskys leidenschaftliches Violinkonzert in D-Dur vortrug, was vom Konzertpublikum mit minutenlangem frenetischem Applaus bedankt wurde.
Für Spätentschlossene gibt es heute, 09. November um 15.00 Uhr und 19.30 Uhr, noch die Möglichkeit, dasselbe Programm im neuesten Konzertsaal Salzburgs, dem Zentrum für Visionen in Puch-Urstein, im Rahmen der Österreichpremiere von „Mitten im Orchester“, zu erleben.
J. ADAMS · Short Ride in a Fast Machine, Fanfare for Orchestra
J. ADAMS · The Chairman Dances, Foxtrot For Orchestra
HAYDN · Cellokonzert Nr. 1, C-Dur, Hob. VIIb:1
P. I. TSCHAIKOWSKY · Violinkonzert, D-Dur, op. 35
MI · 08. November 2023 · 19:30
Großer Saal Mozarteum, Salzburg
Sergey Malov · Solovioline
Elisabeth Fuchs · Dirigentin
Philharmonie Salzburg
Bilder: © Erika Mayer
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