Elisabeth Fuchs, ihres Zeichens Chefdirigentin sowie künstlerische und kaufmännische Leiterin der Philharmonie Salzburg, präsentierte in einem öffentlichen Vortrag am 17. November in der Großen Universitätsaula ihren persönlichen Zugang zum Thema: „Dirigieren und Führen! – Motivieren?“

Elisabeth Fuchs ist Gründerin und Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg (seit 1998), der Kinderfestspiele (seit 2007), des Chors der Philharmonie (seit 2018) und der Kinder- & Jugendphilharmonie Salzburg (seit 2022). Neben ihrer Hauptrolle als Dirigentin leitet sie außerdem ein Team rund um PR & Marketing, Ticketing, Sponsoring, Finanzen, Produktion, Verkauf und Personal. Nur selten gibt es daher die Gelegenheit, die vielen Facetten der vielbeschäftigten Persönlichkeit kennenzulernen und in Diskussion mit Elisabeth Fuchs zu gehen. Knapp vierhundert Besucher:innen wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und kamen Sonntagabend in die Universitätsaula zum Sektempfang der Fattoria La Vialla und anschließendem Vortrag von Elisabeth Fuchs.
Angesichts des umfangreichen Portfolios der Visionärin und Umsetzerin ist die Frage, wie der Spagat zwischen unternehmerischem, musikalischem und menschlichem Wachstum gelingen kann, naheliegend und war dementsprechend Ausgangspunkt der Veranstaltung.
Gestartet wurde mit einer interaktiven Dirigierübung und schnell war klar: Den Überblick über eine Partitur mit zwanzig Zeilen zu behalten, ist nicht einfach. Gelingen könne das nur mit einer starken intrinsischen Motivation und diszipliniertem Arbeiten, so die Chefdirigentin. „Ich selbst bin hochmotiviert und erwarte mir dieselbe Motivation auch von allen Musikerinnen und Musikern.“ Jedes einzelne Orchestermitglied sei hochbegabt und spiele außergewöhnlich gut. Aber on stage sei man nicht für sich selbst, sondern für das große Ganze da. Das Zusammenspiel im Orchester erfordere daher noch weiterführende Skills, in erster Linie die Bereitschaft, sich mit dem Klangkörper als Ganzes zu verbinden.
Die besondere Herausforderung daran: Die gemeinsame Probenzeit für ein Orchesterprojekt sei normalerweise sehr kurz und betrage meist nur eine Woche. Wenn alle Teilnehmenden pünktlich und gut vorbereitet zu den Proben erscheinen, dann könne an der Homogenität gearbeitet werden, was das eigentliche Ziel sei: „Die Hauptarbeit liegt für mich darin, mit Musik magische Momente zu erschaffen.“ Es sei die Aufgabe eines Orchesters, das Göttliche, das in der Musik liege, in den Saal hinaus zu transportieren. Um Magie im Konzertsaal schaffen zu können, sei eine intensive und disziplinierte Probenarbeit eben vonnöten. „Da gibt es keine Kompromisse. In der Probe bin ich nicht großzügig, das stimmt – im Konzert hingegen schon! Da ist es dann so, wie es ist. Fehler passieren. Und Fehler können auch Nähe schaffen.“
Als Alleinstellungsmerkmal der Philharmonie Salzburg sehe sie die enge Verbundenheit der Orchestermitglieder: „Man kennt sich. Das Stammteam des Orchesters ist wie eine Familie. Und fast jedes Konzert wird von mir dirigiert. Das heißt, die Musiker und ich sind sehr eng.“ Die individuelle Motivation sei aber die grundsätzliche Voraussetzung für das gemeinsame Arbeiten. Als Führungsperson könne sie sich nur darin üben, geduldig zu sein und die Motivation der Mitwirkenden zu leiten. Anders verhalte es sich in den betriebswirtschaftlichen Bereichen ihres Wirkens: „In einem Büro muss man Kompromisse schließen. Ich weiß, dass mir das schwerfällt. Daher wäre es wichtig für das Unternehmen, bald eine andere kaufmännische Führung zu bekommen, die nicht gleichzeitig für die künstlerischen Agenda zuständig ist.“ Diese müsse man sich allerdings leisten können. Im Augenblick seien die Übersiedlung und Ausstattung des Probenraums in Nonntal vorrangig, eine Umstrukturierung in der Unternehmensführung vorerst nicht finanzierbar. „Daher versuche ich, in der Zusammenarbeit mit dem Büroteam achtsam und ehrlich zu sein. Wenn etwas klar ausgesprochen ist, fällt vieles leichter.“ Angestrebt werden Freiheit und Selbstverwirklichung auf der Führungs- wie auch auf der Teamebene: „Wir arbeiten daran. Auf beiden Seiten gilt stets das Motto: Love it, leave it or change it.“

Für die musikalische Umrahmung verantwortlich zeichnete das hochmotivierte Streichquartett der Philharmonie Salzburg mit Maria Tiò (Violine), Leon Keuffer (Violine), Monika Urbonaite (Bratsche) und Ferran Bardolet (Cello).

Mit Häppchen und Wein von La Vialla und im persönlichen Gespräch mit Elisabeth Fuchs sowie den anwesenden Orchester- und Chormitgliedern der Philharmonie Salzburg klang der launige Abend in der Universitätsaula zu später Stunde schließlich aus.

© Fotos: Erika Mayer

 „Dirigieren & Führen! Motivieren?“ –
Vortrag von Elisabeth Fuchs
zusammen mit dem Streichquartett Philharmonie Salzburg

Elisabeth Fuchs · Dirigentin
Streichquartett der Philharmonie Salzburg

SO · 17. November 2024 · 18:00
Große Universitätsaula, Salzburg

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